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Deutschland im Hochmittelalter
Das ostfränkisch-deutsche Reich war um 900 rechtsrheinisch eine Region ohne eigene Münzprägung. Mit dem politischen Aufschwung unter den Ottonen (919-1024) und Saliern (1024-1125) verschob sich nicht nur die Grenze der Münzgeldwirtschaft innerhalb weniger Jahrzehnte vom Rhein an die Elbe, sondern wurde das Reich der Ottonen und Salier zum Hauptmünzproduzent in Europa. An der Münzprägung wurde vom Königtum durch gezielte Privilegien die Reichskirche beteiligt. Neben den Emissionen, die sich durch Namensnennung König, Geistlichkeit oder weltlichem Adel zuweisen lassen, spielen anonyme Emissionen eine große Rolle, vor allem im Osten. Die aus Silber geprägten Denare (Pfennige) sahen überall anders aus, so dass sich mehr als 3000 verschiedene Münztypen feststellen lassen. An der Prägung waren ca. 160-180 Münzstätten beteiligt, davon etwa 25-30 kontinuierlich und mit größerem Produktionsvolumen.
Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte
Um die wirtschaftlichen und politischen Potenzen der Kirche für das Reich und das eigene Seelenheil zu nutzen, ist die Kirche durch die Könige im 10. und 11. Jh. im Deutschen Reich mit Schenkungen bedacht worden. Zu diesen Schenkungen gehörte auch die Verleihung des Münzrechts. Auf diese Weise sind nahezu alle Erzbistümer, Bistümer und Reichsabteien in den Besitz des Münzrechts gelangt, das die meisten auch ausgeübt haben. Die bis in die Neuzeit reichenden geistlichen Münzprägungen in Deutschland haben ihre Wurzeln im 10. Jh.
Der Halberstädter Brakteatenmeister
Die Brakteaten des östlichen Harzes (Halberstadt, Quedlinburg, Anhalt) in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. gehören zu den besten Erzeugnissen der Brakteatenkunst. Zwischen 1150/55 und 1170/75 zeigen sie die Handschrift eines einzelnen überragenden Künstlers, des „Halberstädter Meisters“. Relativ selten ist die einfache Frontaldarstellung des Münzherrn. Seine Kunst ist eher erzählend, dabei Ereignisse, Szenen, Symbolgehalte in das Münzbild übertragend. Typisch sind Bildkompositionen, die Personen in handelnder Szene oder kunstvoll in einen Architekturrahmen gefügt zeigen. Die nur einen Durchmesser von 20 bis 25 Millimeter besitzenden Bilder sind bis in die Details durchgearbeitet. Inhaltlich bestimmen Religiosität und Zeitbezogenheit die Münzbilder in einem Maße, wie es bei den sonst auf Typisierung und Formelhaftigkeit gerichteten Münzbildern des Mittelalters ohne Beispiel ist. Das Brakteatenoeuvre des Halberstädter Meisters ist durch einen 1860 in Freckleben (Sachsen-Anhalt) gehobenen Münzschatz bekannt.