Weitere Informationen
Die Vorderseitenaufschrift erinnert an Goslar. Es handelt sich aber nicht um eine Goslarer Prägung. Mehl, Quedlinburg, S.351 vermutete einen Stempelschneider oder eine Werkstatt, die sowohl für Halberstadt als auch für Quedlinburg arbeitete. Die der Vorderseite entsprechende Darstellung findet sich auf der Rückseite eines Dünnpfennigs der Äbtissin Gerburg von Quedlinburg (1126-1137), siehe Mehl, Quedlinburg 47. In Numismatische Zeitung 8,1841, Sp.138,21 wurde der Kopf auf der Vorderseite als der des Markgrafen von Brandenburg Albrecht interpretiert, der als Schutzvogt des Goslarer Klosters des Simon und Judas bezeugt ist. Es wurde aber auch schon auf die Ähnlichkeit mit Dünnpfennigen der Bischöfe Ulrich und Gero von Halberstadt hingewiesen. Gebäudedarstellungen wie auf der Rückseite kommen auf den Halberstädter Dünnpfennigen vor; vgl. etwa Kluge, Münzgeschichte Halberstadts, Taf. 2,21 und Besser - Brämer - Bürger 13.11.
Deutschland im Hochmittelalter
Das ostfränkisch-deutsche Reich war um 900 rechtsrheinisch eine Region ohne eigene Münzprägung. Mit dem politischen Aufschwung unter den Ottonen (919-1024) und Saliern (1024-1125) verschob sich nicht nur die Grenze der Münzgeldwirtschaft innerhalb weniger Jahrzehnte vom Rhein an die Elbe, sondern wurde das Reich der Ottonen und Salier zum Hauptmünzproduzent in Europa. An der Münzprägung wurde vom Königtum durch gezielte Privilegien die Reichskirche beteiligt. Neben den Emissionen, die sich durch Namensnennung König, Geistlichkeit oder weltlichem Adel zuweisen lassen, spielen anonyme Emissionen eine große Rolle, vor allem im Osten. Die aus Silber geprägten Denare (Pfennige) sahen überall anders aus, so dass sich mehr als 3000 verschiedene Münztypen feststellen lassen. An der Prägung waren ca. 160-180 Münzstätten beteiligt, davon etwa 25-30 kontinuierlich und mit größerem Produktionsvolumen.
Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte
Um die wirtschaftlichen und politischen Potenzen der Kirche für das Reich und das eigene Seelenheil zu nutzen, ist die Kirche durch die Könige im 10. und 11. Jh. im Deutschen Reich mit Schenkungen bedacht worden. Zu diesen Schenkungen gehörte auch die Verleihung des Münzrechts. Auf diese Weise sind nahezu alle Erzbistümer, Bistümer und Reichsabteien in den Besitz des Münzrechts gelangt, das die meisten auch ausgeübt haben. Die bis in die Neuzeit reichenden geistlichen Münzprägungen in Deutschland haben ihre Wurzeln im 10. Jh.